Burzum
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Odin regiert
Interview mit Varg Vikernes
"Ablaze" Zeitschrift (¹1, 1994), von Marc Spermeth

Ablaze Zeitschrift Einband (1994)

Der dunkle, atmosphärische Sound von Burzum hat eine große Gefolgschaft im Underground. Nach Erscheinen der neuen Platte "Hvis Lyset Tar Oss" erhielt diese weiteren Auftrieb. Aber auch Count Grishnackh, Hauptakteur der Ein-Mann-Band, besitzt eine Ausnahmestellung. So eindeutig die Zustimmung für sein musikalisches Schaffen auch sein mag, so sehr gehen die Meinungen über seine Person auseinander. Zahlreiche Gerüchte gespeist aus Mißverständnissen, Fehlinterpretationen und mitunter auch Lügen haben in der Vergangenheit ein sehr verzerrtes Bild von ihm gezeichnet. Für's "Ablaze" kontaktete ihn Marc Spermeth, um Klarheit in das Wirrwarr zu bringen.

Count Grishnackh wurde im Februar 1973 als Varg Vikernes in Bergen geboren. Seine Geburtsstadt, nach Oslo das zweitgrößte Ballungsgebiet in Norwegen, liegt an der Westküste des Königreichs. "Der Originalname der Stadt ist Bjǿrgvin. Als einstige Hauptstadt der Hanse erhielt sie vor langer Zeit den deutschen Namen", erläutert der Count und offenbart damit sein Geschichtsinteresse. Als Kind entdeckte er jedoch erstmal seine Vorliebe für Musik: "Wahrscheinlich träumte ich damals davon, ein Gitarren-Hero oder sowas zu werden."

Mit 14 gründete er dann seine erste Band, die er Uruk-Hai nannte. "Uruk-Hai bedeutet "Dämonen-Rasse". In meiner früheren Zeit war ich mehr ein Berserker, da paßte der Name perfekt." Grishnackhs Worte belegen, daß er mit seinen Gedanken in einer Sagenwelt lebt. Mit Berserker wurden nämlich in der nordischen Sage Krieger von bärenmäßiger Stärke und Wildheit bezeichnet. Der junge Varg strotzte also vor Kraft und wußte auch teilweise nicht so recht wohin damit. "Ich war ein Skinhead mit dem Ziel, so viel wie möglich "Rote" zu verdreschen, wirklich ganz amüsant. Aber ich wuchs auf und erkannte, daß andere Dinge im Leben weit einflußreicher und "zerstörerischer" sind. In dieser Zeit gründeten wir, Demonaz, Abbath und ich, Satanel." Grishnackh machte ab Mitte '90 mit den beiden Immortal-Leuten eine sehr lehrreiche und prägende Zeit durch. Nebenher spielte er auch bei der Death Metal-Band Old Funeral.

Mit Demonaz, der auch heute noch der beste Kumpel von ihm ist, hatte er dann das entscheidende Erlebnis. "Wir waren mit einem "etwas-zu-alten" Auto auf einer Reise über Norwegens Berge, als wir mitten im Winter fast erfroren wären. Die Kälte nahm gewissermaßen von uns Besitz und änderte uns vollständig. Ich erwachte und sah mein wirkliches ich. Das war Anfang '91 und für mich das erste und wichtigste Ereignis, aber bestimmt nicht das letzte."

Die Urgewalt der Natur hatte ihn so stark beeindruckt, daß er den obersten Souverän dafür ergründen wollte. Er beschäftigte sich mit nordischer Mythologie und wurde "ein Verehrer von Odin, dem Gott von Krieg und Tod. Er ist auch der Gott der Weisheit, des Zaubers und der Dichtkunst. Das sind die Dinge nach denen ich suche." Odin erscheint als alter Mann mit großem Barte, einäugig, mit Schlapphut, in einen blauen Mantel gehüllt. Er holt die, die sterben sollen, oder läßt sie durch die dämonischen Walküren vom Schlachtfeld holen. So wurde er zum Herrn der Toten und eines besonderen Totenreichs, der Walhall, in die er nur die im Kampf Gefallenen, die Einherier aufnimmt.

Mitte '91 zerbrach Satanel und Grishnackh ließ seine alte Soloband Uruk-Hai wieder aufleben. Allerdings verlangte der neue Seelenzustand schon nach einem anderen Namen. "Ich wechselte kurz darauf von Uruk- Hai zu Burzum. Der Name ist zu übersetzen als "Odins Licht/Dunkelheit". Burzum existiert exklusiv für Odin, dem einäugigen Feind des Christen-Gotts..."

Die Band funktioniert nur als Solounternehmung. "Ich habe es immer vermieden, andere Musiker zu integrieren. Mein starker Individualismus steht dagegen. '92 hatte ich mal für ein paar Monaten einen Bassisten, aber ich habe ihn dann doch wieder rausgeschmissen."

Mittlerweile gibt es vier Scheiben von Burzum. Im März '92 erschien das Debüt, welches der Count heute als "das primitivste und haßerfüllteste Burzum Album" bezeichnet. Ein Jahr später kam die "Aske" EP und im September '93 das "Det Som Engang Var" Album. Das neue Album "Hvis Lyset Tar Oss" (Wenn das Licht uns nimmt) erschien im April dieses Jahres. Beschwörender Kreischgesang korrespondiert mit einem flächigen Soundgewebe aus schlichten, ausgedehnten Gitarrenriffs und energischen, teilweise fast wütenden Drums. Die Texte sind günstigerweise in deutscher Übersetzung beigelegt, was den Zugang zum lyrischen Inhalt sehr erleichtert. Der Count gibt sich zufrieden: "Es ist wirklich alles gut gelungen. Ich muß sagen, Cover und deutsche Übersetzung haben am meisten meine Beachtung auf sich gezogen. Ich mag die deutsche Sprache sehr und es war großartig, meine Texte in Deutsch zu sehen. Laß die Briten Deutsch lernen, ha-ha..."

Die heidnische Ausrichtung der Band scheint nicht ganz in das Black Metal Raster zu passen. Gelegentlich wird auch der Begriff Pagan Metal verwandt. "Ich denke mal, die meisten Leute sehen Burzum als Black Metal-Band. Persönlich kümmert mich die Klassifizierung der Musik nicht. Es ist allerdings schon mehr heidnisch als Black... Pagan ist keltischen Ursprungs. Ich bin germanisch, deshalb Heathen."

Mittlerweile haben einige Label, die wohl jetzt die Mark wittern, damit begonnen, dem Count lukrative Angebote zu unterbreiten. Trotzdem wird auch die fünfte Platte, wie bereits die vierte, beim britischen Label Misanthropy Records erscheinen. ""Filosofem" ist bereits aufgenommen. Ich erledigte das im Mai '93. Das Album ist noch unheimlicher und monotoner als die anderen, eben noch ursprünglicheres Schlagzeug und bessere Produktion. Da ist wirklich nicht viel mehr dazu zu sagen. Hör es dir einfach selbst an, wenn es Ende '94 oder Anfang '95 rauskommt."

Mit der Band verfolgt Grishnackh weit mehr als nur kreative Verwirklichung. "Mit Gewißheit. Ein weiteres Ziel ist den Nachkommen stolzer germanischer Heidenkräfte ihr Erbe aufzuzeigen. Sei stolz Germane, du bist Wotans (südgerman. Ausdruck für Odin- d. Verf.) Sohn! Die Rückeroberung begann mit einem Lichtschein am nordischen Himmel. Wir kamen aus der Asche von Odins Reich, um wieder zu errichten, was einst war."

Grishnackhs antichristliche Motivation kommt eindeutig aus der heidnischen Ecke, ist damit aber nicht minder extrem: "Alles was ich tue, ist für Odin, somit auch für mich, da ich ein Teil von ihm bin. Daraus erwachsen all meine Aktionen gegen Christen und anderen Sklaven "Gottes". Ich toleriere keine Christen unter uns Heiden. Europa unterdrückt uns mit seinem "richtig" und "falsch", "gut" und "schlecht". Ich hasse Christen, weil ich befürchte, daß sie meine stolze Rasse an's Ende bringen. Und sie wiederum hassen mich, weil sie neidisch sind auf meine Gedankenfreiheit. Ich sage, verwüstet die Welt, keine Kompromisse. Zerstört alles, was schmutzige Christenhände erbauten. Schlachtet jeden, der nicht mit uns, mit Wotan arbeitet. Um Neues zu errichten, haben wir das Alte zu zerstören. Dafür ist jedes Destruktive positiv. Alles zerstört die Welt der Christen. Lach, wenn du zerstörst, vernichte was immer heilig ist an Tradition, Bildung oder menschlicher Zuneigung, Ich sage nochmal: Verwüstet die Welt. UNSER Reich wird aus der Asche entstehen!"

Huuuch, die volle Breitseite pathetisch-radikaler Kampfparolen nimmt mir fast den Atem. Einem Tornado gleich wirbeln sie meine Gedanken durcheinander. Das Christentum hat sich im Laufe der Geschichte reichlich Feinde gemacht. Die Religion mußte immer wieder herhalten, um handfeste weltliche Interessen durchzusetzen. Um Macht ging es, um Land, Besitz und Reichtum, unliebsame Gegner in Wirtschaft, Politik und im persönlichen Leben wurden ausgeschaltet. Die Verbitterung vieler Menschen erwächst aus der permanent alles durchsetzenden Vorherrschaft der moralisierenden Kirche, der amtlichen Vertretung des Christentums.

Ob das alles ausreicht, um so wie Grishnackh die Kriegstrommel zu rühren, sei dahingestellt. In seiner Gedankenwelt scheint's ja zu funktionieren, aber in der Realität sind euphorisch überhöhte Kampfansagen sehr bedenklich und doch eher abzulehnen.

Grishnackh jedoch gibt keinen Pfifferling für diese Realität: "Wir leben in einer Welt ohne Ehre. Wenn du Freunde hast, kannst du sicher sein, du wirst verlassen sein, früher oder später. Freundschaften sind wertlos. Die Welt ist voll von Verrat, Habsucht, Eifersucht, Haß, Feigheit und Gesetzen, die Schwächlinge und Versager schützen."

Mit Worten wie diesen wirkt der Count ziemlich schroff. Doch seine zweijährigen Tochter Rebekka verleitet den stolzen Vater zu einer launigen Bemerkung: "Sie spielt mit Autos, Dinos, Spinnen und 'ner Reihe anderer Jungssachen. Möglich, daß sie mal 'ne richtige Amazone wird."

Der hinterhältige Meuchelmord, den Grishnackh in der Nacht vom 10. August 1993 an Euronymous (alias Øystein Aarseth) beging, ist das bislang schwärzeste Kapitel in seinem Leben. Selbst einige seiner besten Freunde schütteln heute noch voller Unverständnis ihre Köpfe.

Euronymous war Dreh- und Angelpunkt der norwegischen Black Metal-Szene, wenn nicht sogar der Pate. Sein Plattenlabel Deathlike Silence sowie sein Plattenladen Helvete waren zentrale Anlaufstelle. Als Gitarrist der Black Metal-Band Mayhem erreichte er überregionale Bedeutung und mittlerweile Kultstatus. Er gab Grishnackh freundschaftliche Tips und förderte ihn nach besten Kräften. Die zunehmende Egozentrik von Count Grishnackh bereitete ihm jedoch einige Bauchschmerzen. Aus dem einstigen Freund wurde ein unangenehmer Kritiker und Widerpart.

"Euronymous war der "Mund Grishnackhs". Aber an einem Punkt wurde er verwirrt und alles verkehrte sich ins Chaos. Zweifellos war Euronymous die Hauptquelle von Information aber auch Fehlinformation außerhalb Norwegens. Innerhalb Norwegens wissen wir schon, was richtig ist und was nicht. Er wurde zum Heuchler und Betrüger und ich stellte mich gegen ihn. Er war darüber erschrocken und plante mich zu ermorden. Wir kennen das Ergebnis."

Bereits einige Zeit vor dem Mord hatte sich durch unbeherrschte Worte und giftige Drohungen eine unheimliche Spannung zwischen den beiden aufgebaut. Das plötzliche Verschwinden Euronymous ließ dann auch nichts Gutes ahnen. Als 10 Tage nach der gräßlichen Tat seine Leiche gefunden wurde, war es ziemlich sicher, daß Grishnackh ihn erstochen hatte, Die Verhaftung folgte auf dem Fuße. Gleichzeitig kamen auch noch andere Dinge auf den Tisch.

"Ich habe Euronymous in "teilweiser Selbstverteidigung" umgebracht", kommentiert der Count die unverzeihliche Tat, "und ich bin auch in eine Reihe anderer Dinge verstrickt, wie dem Anstecken von vier Kirchen und einer versuchten Brandstiftung."

Aber auch nach seiner Inhaftierung setzte sich so manches davon fort. Stolz erzählt er: "Wer sagt, daß das '93 aufgehört hat? Im März diesen Jahres sind zwei weitere Kirchen angesteckt worden und weitere werden noch folgen. Die neue Ära ist glänzend. Euronymous' Tod hat die heidnische Bewegung noch weiter angefacht. Die Szene ist unermeßlich und wir organisieren mehr und mehr. Nichts kann Odins Auferstehung stoppen!"

Die Siegeszuversicht in dieser für ihn vertrackten Situation ist Ausdruck seiner unbeirrbaren Überzeugung. Zusätzlich Kraft gewinnt er aus dem Schulterschluß mit Gleichgesinnten: "All meine wahren Mitbrüder sind wichtig, wir brauchen einander, um den "Gott" der Christen zu stürzen. Seine Rückdrängung ist total zwingend. Seid stark, ihr Söhne Wotans, zermalmt sein Königreich und seine kraftlosen Gefolgsleute. Wir sind eins."

In der öffentlichen Gerichtsverhandlung, die vom 25. April bis 16. Mai '94 in Oslo stattfand, wurde er zu 21 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil war für anwesende Beobachter keine Überraschung, da die Verteidigung des Count in Anbetracht der Einstellung des Gerichts sowie der Beweise und zahlreichen Zeugenaussagen, ziemlich schwach wirkte. Durch die Widrigkeiten im Gefängnis wird er reifer, aber auch menschenfeindlicher werden, "angesichts all dieser menschlichen Leute in der Szene." Frühestens nach 12 Jahren kann der Count mit einer Freilassung durch Begnadigung rechnen. Bis dahin muß er sich so gut wie möglich die Zeit vertreiben. Da paßt es ganz gut, daß Grishnackh ein Freund geistiger Betätigung ist.

"Ich interessiere mich für deutsche Geschichte, Kosmologie, Mythologie, Kriegsspiele, alle Arten von Kriegskünste, Psychologie und mehr. Ich könnte noch unendlich fortsetzen. Wie auch immer, Odinismus interessiert mich am meisten. Musik mach' ich gegenwärtig am wenigsten. Es ist im Moment noch nicht mal an zweiter oder dritter Stelle von meinen Interessen." Zwischendurch, um den Körper fit zu halten, geht's regelmäßig an die Gewichte, aber danach steckt er seine Nase gleich wieder in die Bücher. Begeistert erzählt er: "Ich werde auch die herrliche deutsche Sprache lernen."

Grishnackh lebt in seinen Gedanken, in denen sich sein Individualismus mit großer Vorstellungskraft vereint. Schicksalhaft wird er so zum geistigen Vorkämpfer und erklärt kategorisch: "Kampf ist Entwicklung. Frieden ist Rückbildung. Krieg ist für das Überleben der Menschheit eine Notwendigkeit."

"Die Leute nennen mich einen Satanisten, einen Rassisten und einen Nazi, um mich zu verletzen und die 'Zines und Vertriebe zu manipulieren, was dann schließlich zum Boykott führt. Und das alles nur, weil es an Grips im Musikbusiness mangelt."

Der Heide Grishnackh ist wahrlich kein Satanist. Den Vorwürfen, Rassist und Nazi zu sein, widerspricht der Count auch vehement. Nur das Problem ist, daß seine begriffliche Abgrenzung nicht von jedem geteilt wird.

"Ich liebe meine Heimatstadt, meinen Heimatbezirk, Norwegen, Skandinavien und das ganze Germanien. Ich liebe es so, daß ich es zerstören muß, um es wieder aufzubauen. Das wird wahrscheinlich der Weg sein." Grishnackh ist durchdrungen von Nationalstolz. "Nationalismus ist das Fundament jeder Nation, das Wesen nationalen Überlebens." Solche Worte haben ihn den Ruf eingebracht, ein Nazi zu sein.

"Ich bin ein ELITIST. Nazis waren, soweit ich weiß, keine Individualisten und hatten auch noch andere christliche Niedrigkeiten an sich. Sie schrieben "Gott mit uns" auf ihre Gürtelspanner. Hätten sie "Wotan mit uns" geschrieben, würde ich es unterstützen, aber dann wäre logischerweise der Nationalsozialismus total anders ausgefallen. Es wäre Wotanismus gewesen."

Grishnackh geht auf sehr dünnem Eis. Bei solchen, etwas halbherzigen Distanzierungsversuchen und Verwendung der norwegischen Kriegsflagge aus dem zweiten Weltkrieg wundert es nicht, wenn es gelegentlich zu Mißverständnissen kommt.

"Ich habe Wikinger-Blut, germanisches Blut, ich gehöre also zu Odins Nachkommenschaft. Ich und meine Rasse sind alles, was noch übrig geblieben ist, vom stolzen König des Zugangs. Ich bin kein Rassist, denn ich hasse keine andere Rassen. Ich liebe einfach nur meine eigene herrliche Rasse. Ich bin stolz auf mein Erbe und vermeide Rückentwicklung und Zerstörung unserer Rasse. Ich werde alles tun, was ich tun kann, um die Überreste von Odin, unser germanisches Blut, zu retten. Das ist so wichtig, denn wenn ich ihn verlasse, meine Rasse, dann gebe ich mich selber auf, da ich ein Teil von ihm bin."

Unverfälschte, authentische Worte, die wiedergeben, was Grishnackh bewegt. Die Konzentration auf seine Person hält er trotzdem für eher schlecht. Die Musik sollte im Vordergrund stehen. "Ich bin nicht wegen Ruhm und Geld dabei. Burzum sehe ich als Traum ohne Einfluß auf die Realität. Die Fantasie der Sterblichen soll angeregt werden, ihre Gedanken sollen schweifen."

Interessanterweise sind Begriffe wie Uruk-Hai, Burzum und selbst das Pseudonym Grishnackh dem Roman "Der Herr der Ringe" von Tolkien entnommen. "Das Buch selber ist eher langweilig, aber ich vergleiche Sauron mit Odin, Barad-Dur mit Lipskialv, den einen Ring mit Draupne, Grishnackh mit einem Einherier, den Hammer von Morgoth mit Mjöllne, dem Hammer von Thor, Trolls mit Berserkern usw. Es ist eine gute Möglichkeit, die heidnische Botschaft in Burzum zu verstecken. Warum mache ich das? Nun, weil es auf diese Art viel esotherischer und elitärer ist, so daß nur noch der Odinist erkennt, worum es geht."

Die Roman-Figur Grishnackh ist also wirklich der Namensspender, aber ist er auch eine Identifikationsperson? "Auf eine Art schon. Grishnackh wollte Dinge auf seine eigene Weise erledigen, genauso wie ich. Aber abgesehen von diesem gemeinsamen Egoismus und Sauronisch/Odinistischer Ergebenheit sehe ich nichts, um mich mit ihm zu identifizieren. Wir sind beide Einherier in Odins Reich."

Einherier sind die in der Schlacht gefallenen Helden, die Walhall bewohnen. Während des Tages gehen sie hinaus, um zu kämpfen, am Abend aber kommen sie zurück und verbringen die Nacht unter Zechen. Sie sind die engsten Mitstreiter von Odin, der in Walhall auf seinem Thron umgeben von seinen Wölfen Geri und Freki und seinen Raben Hugin und Munin residiert. Es ist nur allzu logisch, daß sich der Count bei all seiner Verehrung für Odin als Einherier sieht: "Ich bin es und ich werde es immer sein... bis zum endgültigen Ende im Ragnarök und vielleicht darüber hinaus?"

Grishnackh hat die nordische Mythologie total verinnerlicht. "Ich stimme nicht mit allem überein", gibt er relativierend zu Protokoll. "Aber ich vermute, es liegt daran, daß wir lediglich die christliche Auslegung kennen. Wenn die Kosmologie behütet und nicht christianisiert worden wäre, wäre sie vermutlich völlig anders, als wir sie heute kennen. Ich schenke den Geschichten nicht allzu viel Glauben, aber den Symbolen und vielleicht den fernen Vorvätern. Der Hammer von Thor ist eine Ideologie. Hugin und Munin sind Odins Stern- und überirdische Körper sowie Gedanke und Erinnerung, sein verlorenes Auge sind die menschlichen Gefühle, die er opferte, um Weisheit und wahre Vernunft zu erlangen, Loke ist die Personifizierung von Odins Schattenseite usw... Vielleicht war alles auf der Insel Atlantis, welche gesunken ist. Vielleicht sind wir die Abkömmlinge der Atlanteaner, weiß nicht. Vielleicht werden wir es nie erfahren..."

Der Autor: Marc Spermeth (© 1994 "Ablaze" Zeitschrift, Deutschland)



Ablaze Zeitschrift (1994)

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